HD2 vs. Nexus One (a.k.a. Windows Mobile – eine Ideologie)

4.2 Interaktion mit PC via USB

Als nächstes gilt es zu erfahren, wie die Geräte mit dem PC über das mitgelieferte USB-Kabel interagieren können. Bei beiden Geräten kann die USB-Verbindung natürlich zum Laden des internen Akkus genutzt werden; beide Geräte bieten die Möglichkeit, das Laden auch auszuschalten, wenn man etwa mit einem Laptop unterwegs ist und nur die Datenkommunikation nutzen möchte.

4.2.1 HD2

Wenig neues gibt’s hier für eingefleischte Windows-Mobile-User. Das Gerät unterstützt per USB drei Funktionen, wenn auch nur eine davon mit allen Betriebssystemen funktionieren dürfte:

  • USB-Flashdrive: Gibt dem PC schnellen Zugriff auf die Speicherkarte, bedeutet aber gleichzeitig, dass diese für Programme (insbesondere das Sense-UI) nicht mehr zur Verfügung steht. Das Favoriten-Album und die Musik-Playlist beispielsweise werden zurückgesetzt.
  • USB-Modem: Damit meldet sich das Gerät als ganz normales Modem am PC an. Hat unter Windows reibungslos funktioniert; ob man das heutzutage noch braucht, insbesondere in Zeiten von Bluetooth, sei dahin gestellt.
  • ActiveSync: Dies ist der wohl mächtigste Betriebsmodus und funktioniert nur mit Windows Vista und aufwärts („Gerätecenter“) vernünftig. Er bietet sehr viele Möglichkeiten:
    • Zugriff auf Telefon-Flash: Es können Dateien von und zum Telefonspeicher kopiert werden.
    • Zugriff auf Speicherkarte: Es können Dateien von und zur Speicherkarte kopiert werden, ohne dass diese für Programme im Gerät verborgen wird. Dafür sinkt die Übertragungsrate.
    • Gerätecenter: Aufgenommene Videos und Fotos können vom HD2 in den PC importiert werden.
    • Sync lokaler Verzeichnisse: Musikordner auf dem PC lassen sich automatisch mit der Speicherkarte abgleichen.
    • PDA: Alle wichtigen Daten (eMail, Kontakte, Kalender, Aufgaben) können mit dem PC oder über die PC-Netzverbindung mit dem Groupwareserver synchronisiert werden. Dazu später mehr.
    • Remote-Features: Das Gerät läßt sich über ActiveSync fernbedienen (Screenshots und Registry-Editing am PC eingeschlossen, siehe dazu MyMobiler).
    • Internetverbindung: Sobald die Active-Sync-Verbindung hergestellt ist, kann das Gerät die Internetverbindung des PCs mitbenutzen.
    • Kann von VisualStudio als Ziel zum Programmieren benutzt werden. Eigene Anwendungen können direkt auf dem Telefon getestet und ggf. auch debugged werden.

4.2.2 Nexus One

Android bietet über USB einen Zugriff zunächst auf die interne Speicherkarte. Ohne Schwierigkeiten lassen sich Dateien und Ordner vom PC kopieren und auch das Lesen ist problemlos möglich. Ich habe es sogar geschafft, den Windows Media Player zum automatischen Synchronisieren von Videos und Musik zu bewegen.

Auch unter Android können über USB Anwendungen und das Betriebssystem an sich direkt auf dem Gerät debugged werden, eine gute Anleitung findet man hier. Unter Windows ist im Prinzip nur das SDK zu installieren, das den USB-Treiber beinhaltet und nach Installation desselben bereits das Gerät debuggen oder auch Screenshots ziehen kann.

Gelungen finde ich, dass man die Übersicht über die USB-Verbindung behält. Die Dienste Debug und Speicherkartenbereitstellung lassen über die obere Menüleiste einzeln und schnell steuern.

4.2.3 Fazit

Gern möchte ich einräumen, dass die meisten Anwender den Funktionsumfang von ActiveSync nicht benötigen und vieles sogar nur mit Microsoftprogrammen auf dem PC zusammenspielt. Dennoch halte ich Outlook für Firmenkunden und damit eine potentielle Zielgruppe des HD2 noch für einen Quasistandard; obwohl nicht unbedingt nötig, ist die PIM-Synchronsation mit dem PC doch ein Feature, das man nach Eingewöhnung nicht mehr missen möchte.

Das Nexus One bietet von Haus aus keine Möglichkeit der PIM-Synchronsation über USB mit einem Desktop-PIM-Programm (Evolution, Outlook und andere). Auf PC- und Android-Seite müssen Plugins (teilweise kostenpflichtig) über den Market installiert werden, um die Funktionalität zu erhalten. Nach etwas umfangreicherer Recherche habe ich als einzige brauchbare Client-Software für eine Reihe von Groupware-Servern NitroDesks TouchDownTM gefunden. Eine Desktop-Synchronisation ist aber auch damit nicht vorgesehen. Für Linux und Evolution Mail (Desktop) habe ich hier eine interessante Diskussion gefunden. Kurzes Zitat:

Nexus One does not sync with any computer. It does not need a computer to sync data; all contacts, calendar are synced with Google account.

Deswegen geht auch dieser Punkt an Windows Mobile / HD2.

4 Kommentare zu “HD2 vs. Nexus One (a.k.a. Windows Mobile – eine Ideologie)”

1.   Kommentar von chrschn
Erstellt am 28. April 2010 um 18:48 Uhr.

Danke für diesen sehr ausführlichen Artikel. Ich habe ihngerne gelesen und noch einiges dazugelernt.

Ich weiß ja, dass Du ein absoluter HD2-Fan bist, insofern überrascht mich das Ergebnis Deines Vergleichs nicht wirklich. Als Besitzer eines Android-Telefons (Milestone) kann ich auch einige Deiner Kritikpunkte nachvollziehen bzw. habe schon selbst darunter gelitten. Aber trotzdem finde ich, dass Du in Deinem Vergleich drei systematische Fehler gemacht hast:

1. Du vergleichst zwei Geräte in unterschiedlichen Preisklassen und vermischst dabei die Funktionen des Betriebssystems und der Oberfläche. Natürlich macht beispielsweise ein größeres Display viel her und spricht für das HD2. Würde man dagegen das Nexus One mit einem anderen HTC-Handy der 300-Euro-Klasse vergleichen, dann würde mit großer Wahrscheinlichkeit das Nexus One als Sieger hervorgehen. Der Titel Deines Vergleich suggeriert aber ein bisschen, dass Du Android mit Windows Mobile vergleichst. Viele Funktionen des HD2, die Du in Deinem Artikel hervorhebst, sind aber der Sense-Oberfläche geschuldet. Für einen Vergleich Android vs. Windows Mobile solltest Du das HTC Evo 4G mit dem HD2 vergleichen, denn die Hardware und Oberfläche dieser beiden Geräte ist nahezu gleich. Oder eben ein anderes „nacktes“ Windows Mobile-Gerät mit dem Nexus One.

2. Du definierst nicht so wirklich die Zielgruppe, anhand der Du deine Punkte vergibst. Einerseits gefällt Dir die gute Exchange-Unterstützung und die Outlook-Synchronisation des HD2. Beides setzt aber MS-Produkte voraus, und nicht jeder hat im Keller einen Exchange-Server stehen. Auf der anderen Seite kritisierst Du, dass nur das Nexus One nur mit dem Google-Account vernünftig synchronisiert. Natürlich synchronisieren die Geräte am Besten mit den Produkten aus dem eigenen Haus! Wie gut synchronisiert denn das HD2 mit Evolution unter Linux? Vermutlich nicht besser als das Nexus One mit Outlook/Exchange.

3. Du beschränkst Dich bei Deiner Betrachtung auf das Gerät mit der Software im Auslieferungszustand. Auch wenn Du auf den Android-Market eingehst, erläuterst Du nicht die dahinter stehenden Apps und Möglichkeiten. Meiner Meinung sind es aber gerade die Apps, die die Anpassungen an den eigenen Geschmack ermöglichen. Im Android-Market sind nämlich nicht nur Spiele oder sonstige „normale“ Software zu finden, sondern jede Menge Erweiterungen oder Verbesserungen der Oberfläche und der Schnittstellen. So gibt es dort alternative Home-Screens, Konnektoren zu LDAP/CalDAV/Exchange (übrigens auch USB-Synchronisation mit Outlook ;-), verbesserte SMS/Kontakt-/Kalenderanwendungen, und vieles mehr. Das meiste davon gibt es im Market für lau.

Übrigens kann man mit einem Android-Telefon sehr wohl APK-Dateien problemlos ohne den Market und ohne Umwege installieren, auch wenn Du auf Seite 7 behauptest, das sei nicht möglich. Wenn man bspw. eine Anwendung im Internet gefunden und mit dem Android-Browser heruntergeladen hat, dann kann man das Paket anschließend direkt installieren. Man kann übrigens (noch) keine Anwendungen auf der SD-Karte installieren, ohne zuvor sein Handy zu „rooten“, daher fragt der Installer nicht nach. Das ist übrigens nach meiner Einschätzung eine Maßnahme, umd die Sicherheit des Geräts zu gewährleisten: Da auf der Speicherkarte ein FAT-Dateisystem vorhanden ist und dieses keine UID/GID für Dateien unterstützt, wäre damit ein wichtiges Sicherheitsfeature ausgehebelt, auf das Android aufbaut (pro App eine UID/GID).

Weiterhin beschreibst Du, dass man installierte Anwendungen über den Market sehr leicht updaten kann. Erwähnenswert finde ich, dass es nicht nur für Anwendungen Updates „Over-the-Air“ gibt, sondern auch für das Betriebssystem selbst! Ein Android-Hersteller kann nämlich komplette Systemupdates online stellen, die dann auf dem Telefon ohne Hilfe eines PCs installiert werden können. Zu erreichen ist diese Funktion unter Einstellungen -> Telefoninfo -> Systemaktualisierung.

So, jetzt habe ich aber genug Android-Verteidiger gespielt. 😉

2.   Kommentar von McSeven
Erstellt am 29. April 2010 um 00:15 Uhr.

Ah danke für den ausführlichen Kommentar… Finde ich sehr anregend und Du hast valide und berechtigte Punkte.

Ad 1) Es mag sein, dass ich nicht richtig zwischen Gerät und OS getrennt habe. Zur Klarstellung: Verglichen werden sollen tatsächlich die Geräte insgesamt; ihr Handling, das GUI, die Bedienbarkeit und das Erfüllen von typischen Aufgaben von SmartPhones. Ein Vergleich der Betriebssysteme per se wäre eher im Bereich einer Diplomarbeit anzusiedeln, nicht wahr…

Ad 2) Völlig korrekt. Die Zielgruppe würde ich in den Bereich des ambitionierten technisch weniger versierten Benutzer legen. Der möchte typische PIM-Aufgaben wahrnehmen, vielleicht Musik hören oder Schnappschüsse mit der Kamera aufnehmen.

Ad 2a) Zwei Antworten:
– HD2 und Evolution: http://www.synce.org/moin/SynceInstallation/Ubuntu (hab ich aber nicht getestet…)
– Exchange: Zugegeben, auf dem MS-Produkt zu bestehen bei der Vielzahl an Konkurrenzprodukten ist gewagt. Aber ein ähnlich mächtiges und leicht einzurichtendes Groupware-System ist mir bisher nicht untergekommen. Ich sehe Exchange noch als für Smartphones obligatorischen de-facto Standard, den auch RIMs Blackberry’s nicht ernsthaft bedrohen können.

ad 3) Berechtigter Punkt. Aber das hab ich ja angesprochen: Ich könnte mir dann genauso ein Windows Mobile 5 Gerät anschaffen und ein Custom-ROM draufmachen; es ging mir nicht darum, die potentiellen Möglichkeiten zu beschreiben, sondern die, die ich quasi in der Box bekomme. Würde jeder sein Telefon pimpen, könnt ich ja nicht mehr (objektiv) vergleichen, nicht wahr?

ad 4) Wenn das mit dem Browser geht, hab ich tatsächlich einen Punkt ausgelassen. Ich hatte es so aber nicht geschafft; Chrome hat die APK auf der Speicherkarte abgelegt und mehr nicht. Ich probiere das sicherheitshalber noch einmal aus.

ad 5) Systemupdate: Tatsache, das habe ich vergessen. Ich bitte um Entschuldigung. Windows Mobile bietet keine nennenswerten Updatefunktionalitäten an (=es wird nie ein Update gefunden).

3.   Kommentar von micha
Erstellt am 20. Mai 2010 um 09:22 Uhr.

Schau dir auch mal http://www.pocketpc.ch an. Da findest du ausführliches zum Nexus One und zum HTC HD2, viele Tweaks, ROMs und hacks

4.   Kommentar von McSeven
Erstellt am 20. Mai 2010 um 11:11 Uhr.

Ah, Danke Dir. Kenn ich natürlich, und das HD2 ist ja auch schon gepimpt, nicht wahr (siehe Batterieanzeige auf den Screenshots z.B.); kommt irgendwann sowieso ein Energy-ROM drauf, wenn ich mal Lust hab. Aber ich glaub, auch mit aller Tunerei wird aus dem Nexus noch nicht so das wahre. Deswegen such ich noch immer nach einem Desire oder dann dem Evo 4G, die machen’s wahrscheinlich besser…

Einen Kommentar hinterlassen