App Stores: A Failure by Design?

Inhaltsverzeichnis

 

1. Vorwort Inhalt

Eine rege und hitzige Diskussion entspann sich gestern wieder mit einigen Kollegen (danke an Thomas Stibor und Jonas Pfoh, immer ein Vergnügen 😉 ) vom Lehrstuhl; es ging um Sinn und Erfolg von mobilen Marketing-Plattformen („AppStore“, „Market“). Meine provokante These, dass die Markets eben mit Nichten die Erwartungen Ihrer Anbieter erfüllen, wurde vehement versucht zu entkräften mit im Wesentlichen Hören-Sagen- Aussagen, oder „ist doch klar, dass…“; robuste Argumente konnte keine Seite vorbringen.

Zeit, das zu ändern und zumindest den Erfolg der reinen App-Geschichte infrage zu stellen.

2. Thema Inhalt

Punkt ist einfach, dass ich nirgendwo eine detailierte Statistik gefunden habe, in der die Einnahmen der Markets / Stores aufgelistet werden, schön säuberlich nach Kategorie, Land und Betrag. Im Gegenteil: Jahresberichte von Apple und Co sprechen immer nur von einem Gesamtergebnis („Income from Operations“). Eine Aufschlüsselung in Geschäftsbereiche fehlt vollkommen.

Oh, selbstverständlich: Steve’s offizielle Aussagen sprechen von augenwischenden 100-Millionen von Downloads. Was er und seine Kollegen verschweigen, sind eine Reihe von wichtigen Dingen und Fragen:

  • Wieviele der Downloads sind bezahlte Applikationen?
  • Wieviel Geld nimmt der Store an sich ein und wieviel muß der Anbieter an die Entwickler auszahlen?
  • Wieviele Applikationen bleiben nach dem Download noch in Benutzung?

Es gibt Indizien dafür, dass das reine Geschäft mit bezahlten mobilen Anwendungen einfach keines ist, zumindest nicht außerhalb der USA. Aus dieser Quelle, die auch sonst absolut lesenswert ist:

Yardley also took on a question developers often face: whether to charge for an app or use a free, ad-supported model. He noted that paid apps are used slightly more than free ones and for slightly longer periods. In his findings, very few apps can succeed with ad support. The number of views just isn’t there.

Dann stellt sich die Frage, wie überhaupt bezahlt werden soll: Im Android Market mit Google-Checkout (wer bitte hat schon eine Kreditkarte?), bei Apple ist’s der iTunes-Account, auch der will eingerichtet sein, selbiges bei Microsoft mit einem Hotmail-Account. Am ehesten erscheint mir noch iTunes USA als System, bei dem auf die Telefonrechnung gebucht werden kann, am tragbarsten. Ist in DE wahrscheinlich in 10 Jahren noch nicht möglich.

Für den Android-Markt sehen wir ganz deutlich aus dieser Quelle, dass es keine 100 bezahlten Apps gibt, die wirklich erfolgreich im Sinne von mehr als 50 000 Downloads sind. Dem gegenüber stehen über 2000 kostenlose/werbefinanzierte Applikationen, die mehr als 250 000 Downloads aufweisen können.

Zudem bemühen sich die Firmen Apple und Google, eben weitere GEschäftfelder zu eröffnen: Bezahlte Abo’s in etwa, die man in Applikationen vertreiben kann. Wie dämlich ist das denn? Der Verlag müßte doch nur eine brauchbare mobile Webseite anbieten, wozu brauchen die ne App dafür?

Dann wäre eine Frage, auf welche Märkte sich die Statistiken beziehen. Ich habe bei der Werbungsfirma AdMob in diesem PDF auf Seite 4 eine interessante Grafik gefunden. Deutschland spielte letztes Jahr noch gar keine Rolle. Auf Seite 11 ist übrigens klar erkennbar, wie iOS nach und nach Marktanteile an Android verliert, während andere Plattformen nahezu konstant bleiben.

Die sehr interessante Frage, wieviel Geld ein durchschnittlicher Benutzer eigentlich monatlich für Apps ausgibt, sollte eigentlich auf Seite 25 beantwortet werden, leider fehlen eben wichtige Angaben; die Folie ist unbrauchbar: Bei der i* Zeile fehlt die zeitliche Angabe, bei Android die finanzielle.

Auch vermischt die Studie Angaben über automatisch durch das AbMob Netzwerk gewonnene Erkenntnisse mit denen, die durch eine Umfrage ermittelt wurden. Schade.

3. Fazit Inhalt

Ich kann leider nicht mit belastbaren Zahlen aufwarten, sondern nur von den obigen Indizien zehren: App-Stores ohne Zusatzeinkommen durch weiteren Content und Werbung rentieren sich hinten und vorne nicht im Vergleich mit anderen Einnahmequellen der Unternehmen (Hardware, andere Dienste und Dienstleistungen und vor allem Werbeverkäufe).

Spannend zu untersuchen und damit sicher unmöglich herauszufinden wäre nun, wieviel die Werbung zumindest in Free-Apps eigentlich bringt, d.h. wieviele Views wirklich zu Klicks werden und wieviele Klicks der werbenden Firma tatsächlich Umsatz bescheren.

Auch das Verhalten mit AdBlockern auf mobilen Geräten und auf dem Desktop-PC wäre zu untersuchen, inzwischen sind die so intelligent, dass sie die Werbung laden, aber nicht anzeigen. Damit haben auch die raffiniertesten serverseitigen Methoden keine Chance mehr, was ich persönlich sehr gut finde.

Ein Kommentar zu “App Stores: A Failure by Design?”

1.   Kommentar von chrschn
Erstellt am 27. März 2011 um 14:00 Uhr.

Irgendwie fehlt mir eine konkrete Aussage in Deinem Artikel. Was ist eigentlich Dein Punkt? Willst Du nun sagen, dass sich (1) die App-Stores für die Hersteller (Apple, Google & Co.) nicht lohnen? Oder dass sich (2) sowohl bezahlte als auch werbefinanzierte Apps für die Entwickler nicht lohnen?

Zu (1): Es geht den Market-Betreibern ja nicht allein darum, mit dem Verkauf von Apps das große Geld zu machen. Das ist weder das Kerngeschäft von Apple noch von Google. Viel mehr geht es doch darum, „ihre“ Smartphone-Plattform attraktiver zu machen, indem sowohl Entwickler eine einfache Möglichkeit haben, Apps zu vertreiben, als auch die Endnutzer leicht an diese Apps heran kommen. Gerade in der Anfangszeit von iPhone/iOS und Android wurde oft die Anzahl der im jeweiligen Market verfügbaren Apps als Indikator dafür hergenommen, welche Plattform beliebter und verbreiteter wäre. Inzwischen ist klar, dass Plattformen, die keine kritische Masse an Benutzern haben, nicht so viele App-Entwickler anziehen und damit auf dem absteigenden Ast sitzen (siehe etwa WebOS, Maemo/Meego oder Symbian).

Selbiges gilt heute wieder für den Vergleich von Tablets: Kaum ein Testbericht von iPad oder Android-Tablets versäumt es, neben der eigentlichen Tablet-Hardware und dem Betriebssystem die Auswahl an Apps und Medieninhalten für die jeweilige Plattform zu vergleichen. Und genau das macht doch ein Gerät attraktiv: Der Kunde fragt im Laden: „Kann ich mit dem iPad den Spiegel auf dem Klo lesen, so wie bisher die Zeitschrift?“ Und wenn über den Market der Spiegel per Abo verfügbar ist, dann ist das für den Kunden kaufentscheidend. Das ist es doch, worum es den Herstellern geht.

Zu (2): Ich kenne dazu leider auch keine Statistiken. Die Anzahl der App-Entwickler und der Apps in den Marktplätzen spricht aber eine deutliche Sprache. Das sind nicht alles nur Hobby-Hacker, die mal eben eine kleine App schreiben. Wenn es sich wirtschaftlich gar nicht lohnen würde, dann wären inzwischen nur noch die Freizeit-Entwickler übrig. Und dagegen spricht dann doch die große Auswahl und gute Qualität etlicher Apps (auch wenn es darüber hinaus zweifellos viel Müll in den Märkten gibt).

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